Das LRZ in virtuellen Welten

Biergarten

Im Internet ist die Empfangshalle des Leibniz-Rechenzentrums (LRZ) sechseckig. In der Mitte ein Counter mit Grünpflanzen, rundum Plakate, die über das Rechenzentrum in Garching informieren, Gänge führen zu Rechner- und Ausstellungsräumen: Herzlich Willkommen in den Mozilla Hubs. Die Spezialist:innen des Zentrums für Virtuelle Realität und Visualisierung (V2C) am LRZ haben auf der offenen Social-Plattform fürs Corona-Jahr nach und nach sieben dreidimensionale Räume eingerichtet – neben Museum, Versuchslabor und Mini-Biosphäre, einen Rechnerraum, Biergarten und Weihnachtsmarkt mit Budenzauber: „Virtuelle Räume eignen sich prima für Präsentationen während digitalen Messen und Konferenzen“, berichtet Sabrina Schulte, Leiterin des LRZ-Presse-Teams. „Sie bieten außerdem einen ersten Überblick über das LRZ und sogar Platz zum Netzwerken. Zudem macht der Besuch auch Spaß.“

Innovativ präsentieren und informieren

Ob Medientage, die Supercomputing-Messe SC20 oder der bayerische Digitalgipfel: Das LRZ öffnete jeweils dazu virtuelle Ausstellungen. Ein Klick auf einen Link genügt, und schon sind Interessierte mittendrin und können sich per Smartphone, Tablet, Notebook oder – noch besser – mit Virtual Reality-Brillen durch Labore oder Museen navigieren. Besucher:innen können sich in den virtuellen Räumen umschauen, über Links zu weiterführenden Informationen surfen und sich sogar miteinander unterhalten. Weitere Anwesende sind als Avatare erkennbar und lassen sich ansprechen. Diskussionen in der Nähe sind lauter als entfernte Gespräche. Im Biergarten wirkt das, als säßen die Sprechenden am Nebentisch – eine fast gewohnte Geräuschkulisse. Im Gegensatz zu Messen und Konferenzen können virtuelle Räume jederzeit weiter besucht und sofort wiedereröffnet werden. Das macht sie als innovative Präsentationsmedien attraktiv für Forschungs- und Bildungsinstitute – auch über die Pandemie hinaus. Kein Wunder also, dass sich das LRZ als Digitalisierungspartner für die Wissenschaft intensiv damit beschäftigt und Forschungsprojekte nun auch als virtuelle Ausstellungen inszeniert.

Mozilla baute die Hubs 2018 auf. Start-ups, Unternehmen oder Spielehersteller wie Linden Lab, Facebook, VR-Chat, Open Simulator oder Vircadia entwickelten vergleichbare VR-Welten. „Wir suchten nach einer Plattform, die virtuelle Räume darstellt und für die wir keine zusätzliche Software oder Hardware brauchten, um dabei mitzumachen und virtuelle Erlebnisse zu gestalten“, erklärt Elisabeth Mayer, Spezialist:in für Virtuelle Realität (VR) am V2C. Mozilla Hubs sind frei und datenfreundlich ohne Account zugänglich, und zwar sowohl für die Architekt:innen als auch für ihre Gäste. Mit Spoke liefert Mozilla außerdem ein Open-Source-Programm für das Design und zum Einrichten von Räumen: „Bei Mozilla Hubs findet sich eine Vielfalt vorgestalteter Räume“, nennt Mayer einen weiteren Grund für die Wahl. „Wir haben allerdings alle LRZ-Räume selbst gemacht.“

Zwischen Detailreichtum und Datenreduktion

Neben Mayer zeichnen die Spezialist:innen Maya Czupor und Kristian Weinand für die liebevoll und detailreichen Ausstellungsräume verantwortlich: Gäste können dort den Blutfluss im Circle of Willis nachvollziehen, die aufwändigen Schnitzereien von Buchdeckeln sowie historische Globen bewundern, ein Moor besuchen und dort Vögel beobachten oder in einem Rundgang den LRZ-Höchstleistungscomputer SuperMUC-NG entdecken. „Zur Gestaltung gehört nicht nur die Erstellung eines Raumes, sondern auch Datenverarbeitung und -konvertierung sowie viele interne Tests“, beschreibt Mayer das Vorgehen. Jeder Raum ist anders, sein Aussehen wird geprägt von den Projekten und Informationen, die darin präsentiert werden. Dazu werden komplexe, datenintensive Simulationen, etwa von Projekten wie Virtual Human, oder 3D-Modelle von Kunstobjekten reduziert und aufbereitet, damit sie auch über den Browser und mit weniger leistungsstarken, mobilen Geräten erreichbar werden: „Die meisten Modelle und Texturen in unseren Visualisierungen sind viel zu komplex für Mozilla Hubs. Deshalb müssen wir die Polygon- und Pixeldichte deutlich reduzieren, ohne dabei zu viele Informationen zu verlieren.“, erläutert V2C-Mitarbeiter Kristian Weinand eine große Herausforderung.

Etwa zwei Wochen benötigt das Team, um einen Raum aufzubauen und einzurichten. Entwicklungsarbeit, die sich lohnt: Das LRZ kann Forschenden neue Präsentationsmöglichkeiten aufzeigen und sie beim Aufbau beraten: „Mozilla Hubs ist ein browser-basiertes Programm, wir sind folglich an Browser-Bedingungen wie Rechenleistung und Performance gebunden“, erläutert Mayer technische Grenzen, die dabei zu beachten sind. „Weniger ist mehr – in diesem Fall ist das wörtlich zu nehmen. Je weniger man im Raum hat, desto besser läuft es im Browser.“ Die Kunst in virtuellen Welten ist folglich die Balance aus Reduktion und Detailreichtum.

Rundgang durch das virtuelle LRZ

Lobby 
Von der Lobby erreichen Sie den Kunstraum mit Objekten des bayerischen Digitalisierungsprojektes für Museen und Kunstschätze Bavarikon:

Kunst

 

Umwelt2 

Nebenan finden Sie die Biosphäre von MOOSAIK, in dem die Fauna und Flora eines Moores zu entdecken ist.

 

VirtualHuman 

Gehen Sie weiter zum Labor von Virtual Human, in dem die technischen Programme zur Visualisierung biologischer Prozesse und die Grundlage zum digitalen Zwilling des Menschen entwickelt werden.

 

Biergarten 

Machen Sie zwischendrin Pause im Biergarten und verabreden Sie sich hier mit Freunden. Ein Link genügt.

 

SuperMUCNG 

Weiter geht’s zum SuperMUC-NG. Laufen Sie durch die Heiße Straße, entdecken Sie Kabel und Racks des LRZ-Supercomputers.

 

Budenzauber 

Noch Lust auf Weihnachtsstimmung? Dann schauen Sie sich den Budenzauber mit geschmücktem LRZ-Tannenbaum an.

 

Kaisersaal 

Das Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland (CbDD) erforscht die Decken- und Wandmalerei zwischen etwa 1550 und 1800  in Deutschland und ist ebenfalls mit zwei Räumen bei Mozilla Hubs vertreten: der Kaisersaal der neuen Residenz Bamberg https://hub.link/3Z36ASH und mit dem Lusthaus