2021-03-08: Frauenpower für Zukunftstechnologien

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Ein Baustein für die Gleichberechtigung: Seit 8. März 1921 wird weltweit der Internationale Frauentag begangen, um regelmäßig ein Zeichen zu setzen, dass nicht nur Männer Rechte haben und einen Platz in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder Kunst. Obwohl die Mathematikerin Emmy Noether oder die Physikerin Lise Meitner mit vielen weiteren Wissenschaftlerinnen bereits bewiesen hatten, dass Frauen Bahnbrechendes zur Forschung beitragen und damit die Menschheit weiterbringen können, waren vor 100 Jahren Bildung oder ein Studium für Frauen in aller Welt nicht selbstverständlich. Emmy Noether wurde in Preußen vom Staat die Habilitation verwehrt, und Marie Curie musste dafür in den 1880er Jahren ihre Heimat Polen verlassen und hat daher in Frankreich die Radioaktivität erforscht. Das gleich  so exzellent, dass ihr der Nobelpreis als erster Frau und als Erster überhaupt in zwei Disziplinen verliehen wurde: 1903 in Physik, 1911 in Chemie. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kämpften Forscherinnen um ihre Position und Arbeit, gerade wenn sie sich für Technik, Mathematik, Physik oder Informatik interessierten. Dabei hatten sie im Krieg geholfen, die anfängliche wehrtechnische Übermacht von Nazideutschland zu brechen. Die Entschlüsselung der Chiffriermaschine Enigma geht auch auf die intensive Arbeit der Mathematikerin und Kryptoanalytikerin Joan Clarke zurück.

Frauen und Technik schien gesellschaftlich lange nur eine komplizierte Beziehung zu sein. Unvergessen die Situation von Katherine Johnson, die als farbige Mathematikerin die Flugbahnen für die Apollo-Missionen berechnete und zunächst nicht einmal kurz eine Toilettenpause einlegen konnte. Der Film „Hidden Figures“ erzählt von ihrer misslichen Lage als farbige Frau in der Domäne (weißer) Männer. Trotz dieser Widerstände haben Frauen sich in Naturwissenschaft und Technik etabliert und viele Spuren hinterlassen, auch und gerade in der Informatik: Sie schufen Grundlagen und neue Technologien oder Programmiersprachen. Die britische Adelige Ada Lovelace programmierte einen der ersten Computer mit ihrem Wissen über die Analytical Engine von Charles Babbage. Grace Hopper lieferte eingängige und verständlichere Programmiersprachen und entdeckte den ersten Computer-Bug. Margaret Hamilton ermöglichte mit ihrer Software ebenfalls die Steuerung der Apollo-Mission.

Der internationale Frauentag war vielleicht nur ein kleiner Baustein, hält aber die Erinnerung an das Können und die Leistungen von Frauen wach. Auch darauf gründet das Fundament der Frauen- und Emanzipationsbewegung: Frauen können Alles, und sie bringen sich auf allen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Feldern ein – als Wissenschaftler:innen, als Erfinder:innen, als Manager:innen, als Künstler:innen. Sie tun das immer noch gegen Widerstände. Deshalb feiern wir hier die Leistungen von Frauen, die High-Performance Computing, Supercomputing, Künstliche Intelligenz und neuerdings auch das Quantencomputing bereichern und nach vorne bringen:

Laura Schulz entwickelt die Strategien und Partnerprogramme für das Leibniz-Rechenzentrum und leitet die neue bayerische KI-Agentur

Dr. Tanja Hanauer hat die Visualisierung von IT-Programmen und -Technik erforscht und zeigt auf, welche Grafiken die Sicherheit erhöhen und die Kontrolle erleichtern.

Daniëlle Schumann passt konventionelle Algorithmen an das Quantencomputing an und erforscht die Zukunftstechnologie.

Bengisu Elis arbeitet am neuen Testumfeld BEAST und sucht nach Wegen, Supercomputer effizienter, leistungsfähiger, schneller zu machen.

Sabine Osorio organisiert mit ihrem Team den IT-Spezialistinnen und Wissenschaftlerinnen am LRZ ein freundliches, vielfältiges und inspirierendes Arbeitsklima.

Sophia Grundner-Culemann beschäftigt sich mit Kryptologie, sorgt so für mehr Sicherheit an Computern und im Digitalen und wünscht sich mehr Aufklärung unter den Nutzer:innen

Prof. Dr. Alice Gabriel entwickelt die Algorithmen fürs Supercomputing, mit denen sich für besseren Katastrophenschutz Erdbeben, Tsunamis und andere seismologische Phänomene entschlüsseln lassen. Sie hat dafür 2020 den Ada Lovelace-Preis der Partnership for Advanced Computing in Europe (PRACE) erhalten.

Prof. Xiaoxiang Zhu entwickelt Algorithmen und smarte Systeme für die Auswertung von Geo- und Satellitendaten der ESA, von DLR und New-Space-Firmen. Sie studierte Luft- und Raumfahrt in China, forschte für ihren Master und danach für die Habilitation in München und gewann 2018 ebenfalls den Ada Lovelace-Preis von PRACE.