Schneller retten und löschen

Die TUM-Werksfeuerwehr digitalisiert ihre Informationen über Einsatzorte auf dem Forschungscampus. Dabei setzt sie auf Dienstleistungen und Beratung des LRZ.

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TUM Werkfeuerwehr: 66 Feuerwehrleute sorgen für Sicherheit auf dem Forschungscampus Garching. Foto: Florian Vogl/TUM

Feueralarm im Forschungszentrum Garching: Jetzt zählt jede Sekunde. Die Werkfeuerwehr der Technischen Universität München (TUM) rückt aus. 2.500 Mal im Jahr nimmt die Wache einen Notfall über das Telefon an. Sie kontrolliert rund 30.000 Brandmelder im Forschungszentrum und sorgt für die Sicherheit von 270 verschiedener Instituts- und Unternehmensgebäude, inklusive dem Forschungsreaktor, dem Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) und dem U-Bahnhof. Und das beinhaltet nicht nur Brandschutz, sondern auch Rettungsmedizin. „Hier tun Forschende das, was sie tun sollen: Sie probieren mit den unterschiedlichsten Materialien neue Dinge aus. Dabei kann auch mal etwas schiefgehen“, erzählt Jürgen Wettlaufer, Leiter der TUM-Werkfeuerwehr. „Mein Team hat zwar Respekt vor diesen Risiken, aber keine Angst.“ 14 von insgesamt 66 Feuerwehrleuten sind stets vor Ort. Alle sind als hauptamtliche Einsatzkräfte intensiv ausgebildet. Die meisten, sagt Wettlaufer, haben „so wie ich, ihr Hobby zum Beruf gemacht“.

Digitalisierung spart Zeit

Schlägt der Alarm an, muss es schnell gehen: Innerhalb von 90 Sekunden schätzt die Feuerwache die aktuelle Gefahrensituation ein. Sie sucht dazu beispielsweise Informationen wie Lagepläne zum Unfallort und dort vorhandene Löschanlagen zusammen. Listet akute und mögliche Gefahren auf. Richtet notwendige Schlüssel zu Instituten und Gebäuden her. Und währenddessen macht sich das Team bereit. In acht Minuten, so die Vorgabe, muss die Feuerwehr vor Ort sein. Dabei helfen zunehmend Computer, mobile Geräte und Digitalisierung – eine Entwicklung, bei der das LRZ die Werkfeuerwehr unterstützt. Fortlaufend werden Informationen zu Gebäuden und Instituten digitalisiert.

Jedes Gebäude im Forschungszentrum verfügt über ein Feuerwehrinformationszentrum (FIZ), das Grundrisse und Pläne, so genannte Laufkarten bereithält. Diese zeigen den kürzesten Weg zum auslösenden Brandmelder oder zum Unfallort. Die Karten liegen noch zum Teil auf Papier vor, immer mehr können inzwischen aber auch digital und mobil abgerufen werden. Dazu finden die Feuerwehrleute in den Einsatzfahrzeugen Tablets an Dauerladestellen: „Das spart uns Minuten Zeit, weil wir die Laufkarten nicht mehr per Hand suchen müssen“, erzählt Wettlaufer, der mehrere Digitalisierungsprojekte der TUM-Feuerwehr vorantreibt. In digitaler Form können die Laufkarten und andere Pläne einfacher aktualisiert und zudem schnell synchronisiert werden, sie liefern also einen besseren, da aktuelleren Überblick über Gebäudezustand und Gefahrenlage. Mit Daten von Bewegungsmeldern und Sensoren könnten die Inhalte der Karten ergänzt werden – etwa mit Aufenthaltsorten von Menschen. „Das würde die Feuerwehrarbeit revolutionieren, ist aber aus Gründen des Datenschutzes leider noch nicht möglich“, so Wettlaufer. Diese Vision braucht also noch einiges an rechtlicher, aber auch an technischer Vorbereitung. Konkreter ist der Plan, die Tablets kommunikationsfähig zu machen, so dass die Einsatzzentrale mehr Informationen an die Fahrzeuge oder die Wagen wiederum mit Menschen vor Ort Kontakt aufnehmen können. Dazu müssen exklusive Kommunikationsnetze, die nicht gestört werden können, sowie spezielle IT-Dienste und Tools entwickelt werden.

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Die Werkfeuerwehr hilft auch bei Unfällen. Foto: A. Heddergott/TUM


Gemeinsam digitalisieren

Bei der Auswahl der Technik und Tools unterstützt das LRZ. Die Werkfeuerwehr arbeitet bereits mit LRZ-Services: So sind die Tablets via eduroam mit allen Gebäuden im Forschungszentrum vernetzt. Laufkarten und andere Informationen werden in der LRZ-Cloud und über Bayern-Share gespeichert und sind so jederzeit zugänglich. Außerdem berät das LRZ die Feuerwehr in Sicherheitsfragen. „Die Zusammenarbeit läuft gut“, sagt Wettlaufer, „allerdings würde ich mir noch einen direkten Ansprechpartner für unsere zwei IT-Fachkräfte wünschen, um konkrete Digitalisierungsprojekte besser umsetzen und die Einsatzzeiten dadurch noch weiter reduzieren zu können.“ Die TUM-Werkfeuerwehr befindet sich im Wandel: Bei allen Digitalisierungsbemühungen – die analogen Pläne auf Papier werden weiterhin genutzt und immer als Backup bleiben. Aus Sicherheitsgründen, auch eduroam und Internet können ausfallen, vor allem aber, um zu überzeugen: „Im Gegensatz zu jüngeren Kollegen bevorzugen ältere Einsatzleiter die analogen Infos“, sagt Wettlaufer. „Da muss erst Vertrauen in die Technik aufgebaut werden. Wir standen schon immer für Innovation.“ Wettlaufer ist zuversichtlich, dass Zeitersparnis und unkomplizierte Anwendung der Tablets und Digitaltechnik auf Dauer überzeugen. (lu)

JW

Jürgen Wettlaufer, Chef der TUM Werkfeuerwehr
Foto: Andreas Heddergott/TUM