IT-Technik und Dienste für Museen

Wie lang eine Minute dauern kann: Auf der Grandfather Clock von Maarten Baas zeichnet ein Mensch die Zeiger, wischt sie weg, zeichnet sie neu. Minuten stehen still, längen sich – der niederländische Designer und Künstler hinterfragt in seinen Werken „Realtime“ das Zeitgefühl. Ab 10. Juni 2021 ist die Grandfather Clock innerhalb einer Werkschau von Maarten Baas in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Dafür, dass im Film die Zeit synchron verläuft, sorgte das IT-Servicezentrum der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen: „Mit Hilfe von Network-Time-Protokoll-Diensten haben wir das hinbekommen,“ verrät Lars Raffelt: „Die Lösungen für solche Details gehören zu den reizvollen Herausforderungen unserer Arbeit.“

Baas Realtime – Grandfatherclock: Marten Baas. Foto: Pinakothek.de

Gemeinsame IT-Strategie von 34 Museen

Der Ingenieur für Elektro- und Nachrichtentechnik leitet das IT-Servicezentrum der Bayerischen Staalichen Gemäldesammlung und Museen. Es versorgt die Pinakotheken, die Sammlung Brandhorst und etwa 30 weitere Museen in München und Bayern – darunter das Porzellanikon in Selb, das Museum für Franken in Würzburg, das Textilmuseum in Augsburg sowie die Archäologischen Sammlungen – mit IT-Diensten. „Museen zeigen ja nicht mehr nur Dinge an der Wand, immer mehr neue Medien ziehen in die Säle ein, die Präsentationen und die Didaktik verändern sich“, berichtet Raffelt. „Sie brauchen dafür IT und Dienstleistungen. Jemand muss sich außerdem darum kümmern, dass Glasfaser oder Kabel verlegt oder Datenbanken aufgebaut werden. Das realisieren wir zusammen mit dem LRZ.“

Die Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) ergab sich aus der gemeinsamen IT-Strategie, die das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst um 2012 für alle Häuser der Staatlichen Museen und Sammlungen initiierte. Es rief dazu einen IT-Beirat ins Leben, in dem das LRZ durch seinen stellvertretenden Leiter, Prof. Dr. Helmut Reiser, vertreten ist: „Das ist ein Job von vielen, aber ein besonderer“, sagt Reiser. „Die IT-Versorgung unterschied sich von Museum zu Museum, es gab kaum einheitliche Strukturen, kein dezidiertes Budget. Die Anschaffung eines Servers konkurrierte oft mit einem Gemälde.“ Nun tagt zweimal im Jahr der IT-Beirat, plant die Digitalisierung der Museen, zentralisiert die Soft- und Hardwarelandschaft, projektiert Aufgaben und Budgets. „Aus dem Beirat heraus konnte ich viel bewegen, den Museen strukturell und inhaltlich helfen und interessante IT-Konzepte anstoßen“, so Reiser.

Kunst und Geschichte erforschen

Seit 2015 setzt das siebenköpfige Team um Lars Raffelt die Strategien und Pläne des Beirats um – immer öfter mit Unterstützung des LRZ. Das vernetzte mit Hilfe des Münchner Wissenschaftsnetzes (MWN) die 34 Museen, und baute WLAN-Netze mit eduroam und BayernWLAN auf. Inzwischen verwaltet es noch den Email-Verkehr diverser Häuser, ihre Nutzer- und Serververzeichnisse, organisiert Backups und Archivierung, bündelt Verträge und Lizenzen, leistet mit dem IT-Servicezentrum technische Aufbauhilfen und organisiert Hilfe für Anwender:innen: „Ineffizient, wenn jedes Museum einen Server bereitstellt, Applikations- und Datenbankserver werden jetzt zunehmend zentralisiert“, berichtet Raffelt. Das LRZ hat bisher 18 virtuelle Maschinen für die Staatsgemäldesammlungen eingerichtet, über die jetzt die Programme für die Verwaltung sowie die digitalen Präsentationen im Internet laufen.

Letztere ziehen Besucher:innen an – und Forschende: In Datenbanken können die Digitalisate von Gemälden, Skulpturen, Werkzeugen, Knochen recherchiert, aber auch ihre Geschichte und Herkunft erforscht werden. „Die großen Sammlungen machen schon wegen der Provienzforschung ihre Daten öffentlich zugänglich, es geht bei uns aber nicht nur um Online-Zugang, sondern dabei oft noch um Urheberschutz und Copyright“, erzählt Raffelt. Um die elektronische Kopie und mit ihr das Werk lebender Künstler im Internet zu schützen, sind technische Lösungen des IT-Servicezentrums gefragt. Und manchmal stellt eben auch die Präsentation von Kunstwerken wie die Grandfather Clock die IT-Spezialist:innen vor Herausforderungen: „Mitarbeitende in Museen haben andere Kompetenzen, ihnen fällt es schwer zu formulieren, welche IT-Technik sie brauchen“, erklärt Raffelt. „Gemeinsam mit dem LRZ stellen wir Basisservice und suchen für spezielle Bedürfnisse Dienstleister.“ (vs/LRZ)

Caravaggio

Caravaggio interaktiv: 360-Grad-Touren durch die vergangene Ausstellung, Filme und mehr digitales Material zu Utrecht und Caravaggios Kunst, Ausschnitte aus Veranstaltungen zur Ausstellung in der Alten Pinakothek München. 


Museum und Kunst digital – zum Schauen, Staunen, Studieren

Ausgewählte Digitalausstellungen, Portale und Touren - nicht nur durch die Bayerischen Staatlichen Gemäldesammlungen und Museen, aber sehenswert.

Carravaggio in Utrecht - Multimediaschau der Ausstellung 2019

Die Alte Pinakothek digital - lecker ist die Geschichte vopm Schlaraffenland

Das Textil- und Industriemuseum in Augsburg im Film

• Das TIM Augsburg stellt sich digital vor

• Das Porzellanikon in Selb und seine Geschichten aus dem Depot

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• Der virtuelle Riemenschneidersaal des Museums von Franken

• Bayerns digitaler Kunstschatz Bavarikon - vielleicht bald mit eigenen Ausstellungen?