Rede von Herrn Dr. Fröschl

Ansprache von Herrn Dr. Friedrich Fröschl * anläßlich der Inbetriebnahme des Landeshöchstleistungsrechners am Leibniz Rechenzentrum München im August 1998

Sehr geehrter Herr Bundesminister, sehr geehrter Herr Staatsminister, sehr geehrter Herr Präsident, verehrte Damen und Herren, liebe Festgäste, lieber Hausherr, meine Aufgabe ist es heute, als Vertreter der Industrie zu diesem festlichen Ereignis einige Worte beizutragen. Dies möchte ich nicht nur aus der Sicht des Lieferanten des Hochleistungsrechners für die bayerische Wissenschaft und Forschung, sondern auch aus dem Blickwinkel eines Unternehmens machen, das seine wesentlichen Forschungsaktivitäten in Bayern und in Deutschland konzentriert hat. Das Motto des heutigen Tages ist "Schnelle Netze und Schnelle Rechner". Hätten wir bei SIEMENS ein aussagekräftiges Schlagwort für unseren großen Neuorientierungsprozess gesucht, der bei uns derzeit stattfindet, wir hätten kein besseres Motto finden können. Das Ziel unserer Neuorientierung ist die Zusammenführung von Information und Kommunikation. Gerade eben "Schnelle Netze und Schnelle Rechner".

Wir stehen mit diesem Ziel vor der größten Herausforderung - aber auch vor der größten Chance - unseres Unternehmens in den letzten 10 Jahren. Herausforderung, weil nahezu die Hälfte des Konzerns und damit über 100.000 Menschen und Mitarbeiter betroffen sind. Chance, weil SIEMENS weltweit gesehen das Unternehmen mit dem größten Spektrum an Produkten und Lösungen im schnell wachsenden Markt der Informations- und Kommunikationstechnologie ist. Wir wollen die Chance aufgreifen und neue Produkte für den Weltmarkt schaffen. Neue Produkte, die das Zusammenwachsen von Information und Kommunikation nutzen. Wir wollen Technologie in Kundennutzen umsetzen.

Nur so kann die heimische Industrie wettbewerbsfähig bleiben und Arbeitsplätze sichern. Unsere Zukunft liegt im konsequenten Einsatz von Hochtechnologie durch einen auf hohem Niveau ausgebildetem Nachwuchs mit dem Ziel, innovative Produkte und Lösungen zu schaffen.

SIEMENS ist für eine effiziente Produktentwicklung auf hohe Rechenleistung in praktisch allen Geschäftsbereichen angewiesen. Hierzu einige Beispiele.

In unserem Halbleiterbereich werden integrierte Schaltungen in ihrem elektrischen Verhalten simuliert. Nur über die numerische Simulation elektrischer Eigenschaften können heute immer komplexere Schaltungen in immer kleineren Dimensionen entwickelt werden.

Die Zentrale Technik von SIEMENS hat hier auf der heute in Betrieb genommenen Hochleistungsrechenanlage in Zusammenarbeit mit dem Leibniz Rechenzentrum einen Weltrekord erzielt. In diesem Projekt konnte eine Schaltung von 3 Millionen Transistoren erstmalig quasi vollständig simuliert werden.

Oder nehmen wir die Kraftwerkstechnik: Die strömungsmechanische Optimierung einer Turbine ist heute ohne schnelle Rechner nicht mehr denkbar. Der Nutzen von Hochleistungsrechnern bei der Entwicklung von Hochgeschwindigkeitszügen wurde in der Rede von Herrn Prof. Hoffmann bereits erwähnt.

Erwähnen muß man aber auch industrieübergreifende Projekte. So das Kooperationsprojekt zwischen BMW, LRZ und SIEMENS, das heute noch von Herrn Dr. Holzner vorgestellt wird. Dabei handelt es sich um einen großen Schritt in Richtung virtuelle Produktentwicklung. Hier wurden erstmalig in dieser Größenordnung die Auswirkungen von Parametervariationen auf Crashberechnungen im Automobilbau untersucht.

In diesem Zusammenhang ist es uns eine Freude mitzuteilen, daß die Firma AUDI in Ingolstadt in diesen Tagen auch einen Hochleistungsrechner in Betrieb genommen hat. Diese Anlage ist von derselben Bauart, wie die hier am Leibniz Rechenzentrum installierte. Sie ist mit 16 Prozessoren ausgestattet und hat ca. ein Drittel der Leistungskapazität der Anlage des Leibniz Rechenzentrums. AUDI setzt diesen Rechner für Crashberechnungen in großem Stil ein.

Lassen Sie mich abschließend dem Leibniz Rechenzentrum noch viele weitere Weltrekorde und hohe wissenschaftliche Produktivität wünschen und möge die Anlage sich so stabil verhalten wie in der 30 tägigen Abnahmephase: nämlich ohne einen einzigen technischen Ausfall.

* Dr. Friedrich Fröschl ist Mitglied des Vorstandes der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG Vorsitzender der Geschäftsführung der Siemens Business Services GmbH & Co. OHG